Historie

Entstehung des „Kassablanca“

Begonnen hat alles mit den Dingen, die im Herbst 1989 in der damaligen DDR das Leben von ca. 17.000.000 Menschen völlig auf den Kopf stellten. In Jena gab es schon seit Jahren kleinere Gruppen von Leuten, die sich Gedanken machten und Ideen hatten, wie man selbst etwas unternimmt, statt nur über die Zustände und das Fehlende zu lamentieren. In diesem Herbst 1989, ergab es die Situation und ein Bürgerforum (“Neues Forum” – Arbeitsgruppe Kulturpolitik), dass einige dieser Leute an einem Tisch saßen und grübelten, wie man der Leere und Langeweile in Jena, zu den gegebenen Umständen, beikommen könnte. Dort entstand die Idee ein Haus zu schaffen, in dem Kultur einen Platz finden könnte: Räume für Musik, Konzerte, Filme, angenehme Stunden mit Freunden, Diskussionen über das, was neu begann, alle möglichen und unmöglichen Formen und Farben von Kunst, Vorträge und all jene Sachen, welche das Leben in einer Stadt etwas interessanter, abwechslungsreicher gestalten, wo sich Leute treffen, reden, kennen lernen und Spaß haben.

Es gründete sich der Verein „Organisation Kultur e.V.“ und:

Es ging los!

Ein Haus wurde im Villengang 2a gefunden. Hier befanden sich eine kleine Bar, der dazugehörige Saal, eine Küche und das Dachgeschoß. Ein ganzes Haus, das „Kassablanca“. Es geschah eine Menge in diesem Haus, die meisten Wünsche gingen in Erfüllung. Natürlich gab es Probleme mit Nachbarn, Neonazis und dem lieben Geld. Da die Getränke-, Essens- und Eintrittspreise jugendgemäß angepasst wurden, waren die Kassen ziemlich leer. Hier findet auch der Name „Kassablanca“ seinen Ursprung, „blanke Kasse“ einmal verdreht und schön vertont ergibt „Kassablanca“. 

Nach zwei Jahren Arbeit im Villengang 2a musste derjenige, welcher die Verantwortung für die Gastronomie trug, Konkurs anzeigen.

Da begann für die „Organisation Kultur“ eine Odyssee durch viele Ämter des Landes Thüringen und der Stadt Jena. Es wurden Fördermittel beantragt und 8 ABM – Stellen geschaffen. Doch musste der Verein das Objekt im Villengang 2a verlassen, da der benachbarte „Fischer – Verlag“ Ansprüche auf das Haus geltend gemacht hatte. Es folgte der Umzug in das ehemalige Tanzcafé im Jenaer „Paradies“. Dort gab es allerdings Probleme mit dem Pächter, die 1993 zum Auszug führten. 

Daraufhin wurde eine „Kulturbesetzung“ im Villengang durchgesetzt. An dem Haus hatte sich innerhalb eines Jahres nichts verändert. Auch unser 10-jähriges Bestehen konnten wir 2000 noch in diesem Haus feiern ! Es folgte eine Zeit voller Improvisation und neuer Dinge, immer mehr Leute kamen und gingen, das Publikum war begeistert über das, was in Jena an kultureller Veränderung geschah. 

Währendessen suchte der Verein nach einem anderen Objekt, wo es möglich war, dauerhaft und kontinuierlich zu arbeiten. Dabei waren eine Gaststätte, eine alte Bäckerei, ein alter Ballsaal… und zuletzt “besorgte” der damalige Dezernent für Kultur, Sebastian Dorschner (CDU) ein ehemaliger Wasserturm mit einem zur Turnhalle umgebauten Lokschuppen am Jenaer Westbahnhof, ein 5.633 qm großes Grundstück.

Die nächsten Monate gehörten dem Aus- und Umbau des Wasserturms, welcher vor der „kassablancaischen“ Zeit einen Büro- und Aufenthaltsraum der Deutschen Reichsbahn, einen Club der Bahnjugendorganisation und zwei kleine Werkstätten enthielt. Es wurde alles entrümpelt, Innenwände und Schornstein abgetragen und nach eigenen Vorstellungen neu gebaut.

Alle beteiligten Stellen waren froh, für das Problem „Kassablanca“ eine Lösung gefunden zu haben. Aus dem Politikum, zu dem das „Kassablanca“ in den vier Jahren geworden war, wurde eine Aufgabe für die Zukunft. Man fand Kompromisse, richtete sich nach allen erdenkbaren Vorschriften und Normen, die eine öffentliche Einrichtung erfüllen muss. Mit ganz viel Hilfe von Freunden, Sympathisanten und Unterstützern  konnte Ende 1995 der Turm geöffnet werden.

Anschließend widmeten sich alle, die nicht mit der Betreibung des Turmes beschäftigt waren, zusammen mit dem Jenaer Hochbauamt und dem städtischen Bauhof, dem Aus- und Umbau des ehemaligen Lokschuppens, der heutigen Halle. Diese öffnete am 30. April 1997 ihre Pforten.

Unsere Phantasien und Erfahrungen konnten wir in die Realität umsetzen und einen funktionellen, variablen, gestaltbaren und für Jugendliche interessanten Ort schaffen, der sich entsprechend zeitgemäßer Anforderungen verändert.

Auf dem Gelände des Kassablanca befinden sich weiterhin zwei Abstellgleise. Dort stehen 6 Personenwagen, 2 Schlafwagen, welche die Bahn dem Verein zu günstigen Konditionen überließ und angefahren hat und 2 Güterwagen.

Im April 2000 wurde die „Organisation Kultur e.V.“ in „Kassablanca Gleis1 e.V.“ umbenannt. Seit 2021 heißt der Verein “Kassablanca e.V.”


Kassa10 © 2006 Rene Buschner
Altes Kassa abgerissen © Frank Döbert
IMG073 © 1994 Frank Döbert
IMG100 © 1994 Frank Döbert
KASSA © 1994 Frank Döbert
Laurel Aitken Villengang © Mai 1992 Frank Döbert
The Legendry Pink Dots © Mai 1992 Frank Döbert
Das Kassa
sagt Danke:

Barbara Kühn
Martin Döhler
Bruno
Schunki
Norbert Reif
Helmut Lange
Judge Dread
Desmond Dekker
Laurel Aitken
Dr. Thomas Alster
Aljoscha Rompe
Bernhard
Tom Schau
Jens Köhler